Das Kreuzthal

Das Kreuzthal in der Adelegg

Ein Tal wie aus alten Zeiten
Ein letzter Ausläufer der Alpen mit schroffen Nagelfluhwänden, an denen Gämsen klettern und Kolkraben nisten. Täler, durchzogen von tausend Tobeln. Steile Berghänge mit dichten Mischwäldern, durch die kein Weg führt. Bergwiesen, reich an seltenen Blumen – Enzian, Gold-und Silberdistel, Arnika und hunderte von Schmetterlingsarten. Nur wenige Höfe, über Feldwege und schmale Steige erreichbar, sprenkeln das Tal mit ihren Bauerngärten.

Das Kreuzthal – eine Oase der Ruhe, im Abseits der großen Urlaubsströme. Die Welt der lauten Betriebsamkeit ist anderswo, selbst das Handy versagt hier seine Dienste. Eine Idylle im Herzen des Allgäus – und doch kaum bekannt.

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Eine Landschaft mit Geschichte
Die harmonische Schönheit der Adelegg – das Nebeneinander von spröder Unzugänglichkeit und lieblicher Zugewandtheit – ist durch und durch historisch. Der große Landschaftsarchitekt »Geschichte«, und Generationen von zähen Holzfällern und Bergbauern haben die Natur der Adelegg geformt:

Im Mittelalter rodeten Mönche der umliegenden Klöster die Ränder der wilden Wälder und handelten mit Holzkohle, Bauern trieben ihr Vieh auf die neuen Lichtungen.

Erst im 17. Jahrhundert kamen die Holzfäller und mit ihnen aus Böhmen und dem Schwarzwald die Glasbläser. Die Adelegg wurde zum Glasmachergebirge: aus den Fichten wird Pottasche gewonnen, das Buchenholz macht hohe Schmelztemperaturen möglich und in den Bächen findet sich der Rohstoff Quarz. Die Hütten liefern weit über das Allgäu hinaus Fensterglas, Flaschen, Gläser. Die zugewanderten Holzfäller beginnen in den Rodungen kleine Landwirtschaften. Die dichten Wälder werden heller.

Kulturlandschaft im Wandel der Konjunkturen
Das Zeitalter der Eisenbahnen ändert alles: Ende des 19. Jahrhunderts sind die Adelegger Glashütten nicht mehr konkurrenzfähig gegen die Glasfabriken in den Kohlerevieren. Die Arbeiter wandern ab, es bleiben Holzfäller und Bergbauern. Aber nun entdecken die ersten Touristen den abwechslungsreichen Winkel mitten im Allgäu. Sommerfrischler aus den großen Städten suchen hier im anbrechenden »Zeitalter der Nervosität« Ruhe und Einsamkeit. Wanderlustige und Naturfreunde entdecken die Wälder und Täler, in denen noch etwas von der jahrhundertealten Wildnis zu spüren ist. Im »Adler« werden die ersten deutschen Skilehrer ausgebildet, und auf der Schletter Alpe rasten die Urlauber aus dem Unterland.

Und dann wieder ein Bruch: Die Konzentration der Landwirtschaft in den Sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts lässt viele Bauern aufgeben. Sie pendeln zur Arbeit in die Städte oder wandern ab. Die dörfliche Infrastruktur schrumpft: nur die Älteren erinnern sich an die Zeit, als Sennerei, Bäckerei, Metzgerei noch im Ort waren. Die großen Waldbesitzer forsten die Bergwiesen mit schnell wachsenden Fichten auf, die Landschaft verdunkelt sich, die Wiesen verschwinden, und mit ihnen die  Sommergäste. Heute grast auf den letzten Alpen Pensionsvieh; von 38 landwirtschaftlichen Betrieben auf der Adelegg wird in zehn Jahren nur noch eine Handvoll existieren. Eine jahrhundertealte Kulturlandschaft droht zu verschwinden und mit ihr die Lebensräume für Vögel, Blumen und Kräuter, an denen die Adelegg immer noch so reich ist.

Es sei denn…

Kreuzthaler Bürgerstiftung KulturLandschaft Adelegg